Angermuseum in Erfurt stellt seine Gemäldegalerie um
20.02.2015 Erfurt.
Petersburger Hängung mit mehreren Bild-Reihen wird aufgelöst. Aktuelle Ausstellung zeigt Bilder von Christiane Conrad.
Farbfeldmalerin Christiane Conrad mit ihrem Hund Effi im Angermuseum Foto: Susann Fromm
Stammbesucher des Angermuseums werden sich verwundert die Augen reiben.
In der Gemäldegalerie, in der viele Landschaftsbilder des 19."Jahrhunderts präsentiert werden, sind etliche Werke verschwunden. Stattdessen hängen farbige Quadrate an den Wänden, cremeweiß, himmelblau, grün in mehreren Schattierungen und mit reliefartigen Strukturen versehen. Die monochromen Werke, die zwischen Gemälden von Friedrich Nerly, Erich Heckel, Carl Hummel, Carl Schuch oder Paul Baum platziert sind, stammen aus dem Atelier der Berliner Malerin Christiane Conrad.
Sie setzte sich auf Einladung des Angermuseums mit der Landschaftskunst auseinander und griff Farben auf, die sich in den alten Gemälden finden.
Titel der Ausstellung: Widerschein.
"Wenn man länger auf ihre Bilder schaut und dann auf die historischen Werke, verändert sich die Wahrnehmung der Farben, die Art des Sehens", sagt Professor Kai Uwe Schierz, der Direktor der Erfurter Kunstmuseen.
Farbfelder begegnen der Landschaftsmalerei
Neu sehen zu lernen, Wirkungen zu verstärken, andere Blickwinkel zu erschließen sei das Ziel der Ausstellung. Conrad sei eine Meisterin in der Arbeit mit Farben, beherrsche viele farbliche Zwischentöne, nutze dabei komplizierte Farbmischungen. "Es hat mir Spaß gemacht und mir Impulse für meine Malerei gegeben", resümiert Christiane Conrad. Ihre Bilder hängen bis 19. April im Museum.
Doch auch danach wird sich die Gemäldegalerie nicht zurückverwandeln in den Zustand, den sie fünf Jahre lang bot.
"Bei der Neueröffnung des Hauses im Jahr 2010 wurde die Petersburger Hängung gewählt", sagt Kai Uwe Schierz. Der Begriff bedeutet, dass viele Bilder in mehreren Reihen, Registern, an den Wänden angebracht sind.
So manches der weit oben platzierten Bilder sei schlecht zu sehen gewesen, sagt der Kunstprofessor. Auch die Beleuchtung habe keinen optimalen Seheindruck ermöglicht.
In den vergangenen Monaten habe man schon die Art der Beleuchtung verändert und LED-Flächenstrahler installiert, die weniger blenden.
Künftig soll es in der Gemäldesammlung zugunsten der besseren Wahrnehmbarkeit nur eins, höchstens zwei Register geben. Das bedeute, dass weniger Bilder als bisher zu sehen seien.
Bis Oktober werde die Gemäldegalerie peu a peu verändert.
Nerlys Werke seien aber weiterhin zu sehen, ebenso Caspar David Friedrich oder Joseph Anton Koch. Man wolle zudem im jährlichen Rhythmus bestimmte Gemälde austauschen.
Conrads Bilder stellten sozusagen einen Übergang dar in die teilwesie Neuordnung, sagt er und lädt Besucher zu Entdeckungsreisen ein. Sie sollen dabei Erläuterungen zum Projekt "Widerschein" in die Hand bekommen. Auch ein Gespräch mit der Künstlerin ist geplant. Empfohlen wird auch ein Besuch der Kubicek-Ausstellung im Obergeschoss.
! Geöffnet ist das Angermuseum dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 6, ermäßigt 4 Euro. Der erste Dienstag im Monat ist eintrittsfrei.
Birgit Kummer / 20.02.15 / TA